2020: Mehr als das Corona-Jahr? – Mein Jahresrückblick

Lesedauer: 6 Minuten

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LEBENSSTORYS 2020 sollte mein Jahr werden. 2019 war nicht immer einfach gewesen, sodass ich mir vornahm, 2020 zum besten Jahr überhaupt zu machen. Ich freute mich darauf, mein Leben endlich in die Hand zu nehmen und all das zu tun, was ich schon immer mal machen wollte. Und bis Februar lief tatsächlich alles nach Plan. Dann kam Corona.

Mitte Februar 2020: Es war im Winterurlaub, als wir das erste Mal von einem neuartigen Virus hörten, das in China ausgebrochen war. Es klang interessant, aber nicht wirklich bedrohlich. Erst über die nächsten Wochen verschlimmerte sich die „Corona“-Lage (Corona – so bezeichneten die Medien das Virus). Bald musste ein ganzes Schiff unter Quarantäne. Anfang März kam das Virus nach Europa. Italien erwischte es mit als Erstes. Sein Gesundheitssystem war schnell überlastet. Und mir wurde langsam klar: Corona würde noch sehr viel mehr Folgen nach sich ziehen.

Schulschließungen

Am Freitag, den 13.03.2020 schrieb ich in mein Tagebuch:

Liebes Tagebuch, 									13.03.2020
diesmal ist Freitag, der 13. seinem Namen gerecht geworden (wahrscheinlich das erste Mal seit ich geboren bin). Die Schule war extrem stressig und ich bin physisch und psychisch mit meinen Nerven am Ende. Dabei sollten die Klausuren erst nächste Woche beginnen. SOLLTEN - das ist jetzt aufgrund der Corona-Krise ins Wasser gefallen: Landesweite Schulschließungen bis nach den Osterferien (in Sachsen-Anhalt bis 13.04. also)! So krass, ich kann es kaum fassen. Schließlich ist diese Pandemie ja eine Art Grippewelle. Ist das also wirklich alles notwendig? Bereits gestern Abend hatten das Saarland und Bayern dicht gemacht - bis die anderen Bundesländer nachzogen, musste man nur die Stunden zählen. Hätte die Regierung das verhindern wollen, hätten sie gleich die Grenzen zu Italien dichtmachen sollen. Diese Wandlung: Vor zwei Wochen haben wir die Quarantänen auf Kreuzfahrtschiffen beobachtet und jetzt? 
Stand 17:24 Uhr: 138.717 Fälle mit 5.108 Toten WELTWEIT, 3.481 Fälle mit 8 Toten in DEUTSCHLAND und 15.113 Fälle mit 1.016 Toten in ITALIEN. 
4 Wochen … So viel Zeit, coole Sachen zu machen … aber was zum Beispiel?

Diese Zahlen sehen heute – vergleicht man sie mit aktuelleren Daten – beinahe lächerlich aus. Es war aber in dieser Zeit, dass ich mir das erste Mal wirklich bewusstmachte, was eine PANDEMIE eigentlich ist. Wir alle haben sicherlich schon von einer EPIDEMIE gehört und dabei wahrscheinlich an die Seuchen zu Zeiten des Mittelalters gedacht. Nur dies hier war eine PANDEMIE, also eine großflächigere, ja tatsächlich globale Form der EPIDEMIE. Es machte mich als planungsorientierten Menschen fast wahnsinnig, nichts über die nahe Zukunft sagen zu können. Doch ich wusste: Jetzt 2020 erleben wir Geschichte, über die man noch in 50 Jahren reden wird.

Zuhause

Es sollten aufreibende, aber auch unheimlich spannende elf Wochen des Homeschoolings werden. Nach anfänglicher Langeweile und einigen Schreibwettbewerben fand ich im Blog dann auch endlich eine Aufgabe, der ich mich voll und ganz widmen konnte (die ganze Geschichte erfahrt ihr hier). Tatsächlich war ich vorher gar nicht so auf Journalismus fixiert, doch der Blog hat mich eines Besseren belehrt.

Ich kam runter und hatte das erste Mal seit Monaten wieder das Gefühl, ganz ich selbst zu sein. Wir begannen mit täglichen Radtouren, nach denen ich nicht nur unseren gesamten Wald auswendig kannte, sondern noch tonnenweise Fotos von mir und Papa hatte, die sich alle nach Aufmerksamkeit sehnten (-> der Anfang meiner Instagram-Accounts beejar2003 und beejar.nature).

Waldfoto: Ich am Biberteich

Mit dem Homeschooling kam ich ziemlich gut zurecht – viel besser als der große ganze Rest meiner Mitschüler. Ich war immer gern zur Schule gegangen, doch das hier, das Selbsterarbeiten und die witzigen – wenn auch oft nervigen – Onlinekonferenzen, das war einfach mein Ding. Ich wünschte fast, es könnte ewig so weitergehen. Aber natürlich wollte ich nächstes Jahr Abitur schreiben. Ich würde das eine Jahr überstehen. Im Moment war ich nur unheimlich froh, nicht zum Abi-Jahrgang 2020 zu gehören.

Ein etwas anderer Sommer

Zurück in der Schule begann die vergleichsweise entspannte und lustige Zeit des Wechselunterrichts und der Klausur-Ersatzleistungen. Jeweils 45 Minuten eines Unterrichtsblockes allein mit ein paar Klassenkameraden zu sein, hat schon seine Vorteile… Lediglich die Maskenpflicht im Bus ging mir an manchen Tagen auf die Nerven. Meine anfänglichen Bedenken, dass es jetzt sehr stressig werden würde (schließlich brauchten wir mindestens 3 Noten pro Fach) verwandelten sich in leise Nebel, die in den ersten Sommerwochen langsam verblassten.

Nachdem ich meinen zweiten, sehr erfolgreichen Leistungsnachweis (mein Zeugnis) in der Hand hielt, startete ich mit einem komischen Gefühl in den Sommer. Die erste Corona-Welle war größtenteils vorbei, doch unser jährlicher Sommerurlaub in der Türkei, einem Nicht-EU-Land, würde wahrscheinlich ausfallen. Sehr kurzfristig buchten wir um und landeten mit unseren Urlaubsbekannten auf Kreta. Die griechische Insel verzauberte mit ihren Landschaften und machte den sonst so faulen Sommerurlaub zu einem wahren Erlebnis. Ein Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte. Und doch blieb der Hintergedanke: Wie wäre unser Sommerurlaub 2020 gewesen, gäbe es Corona nicht?

Kreta Urlaub: Ich am Meer

Zweite Welle

Im September 2020 beschäftigte mich nicht nur der Gedanke, dass ich jetzt in der 12. Klasse war und das Abitur kurz bevorstand. Vielmehr war es die Frage: Wann kommt die zweite Corona-Welle? Die Vorzeichen verdichteten sich immer mehr, zeitgleich nahm der schulische Druck weiter zu. Die 11. Klasse war anstrengend gewesen, die 12. Klasse toppte das aber noch. Zur Schule ging ich in der Zwischenzeit nicht mehr gern.

Nur die bevorstehenden Herbstferien versprachen ein wenig Entspannung. Wir hatten ein Wohnmobil gemietet und wollten nun den Bodensee und das Alpenvorland unsicher machen. Als hätten wir im Juni schon geahnt, dass im Oktober alle Pensionen und Hotels zu sein würden … Tatsächlich passierte zu diesem Zeitpunkt aber noch etwas anderes Spannendes in meinem Leben. Ich meldete mich für meine erste Wohnung in Potsdam an. In gerade einmal einem Jahr sollte mein Physik-Studium beginnen.

Liebes Tagebuch, 									25.10.2020
viel ist passiert seit dem letzten Mal. Mittlerweile sind die Herbstferien (so gut wie) um. Und nicht nur Corona spielt verrückt. Für alle nachfolgenden Generationen, die das hier lesen: Ja, es ist 2020 - das (vielleicht erste) Corona-Jahr und ja, die zweite Welle hat nicht nur Europa voll erwischt. 14.000 Neuinfektionen den Tag in Deutschland, in Frankreich waren es schonmal 27.000, jeder dritte Landkreis ist Risikogebiet (mehr als 50 Neuinfektionen unter 100.000 Einwohnern in 7 Tagen) usw. Noch versucht man krampfhaft, alles offenzuhalten - vor allem Schulen. Doch erste lokale Shutdowns hat es schon gegeben. Es scheint alles nur eine Frage der Zeit zu sein …

Erneuter Lockdown

Der Lockdown-Light (Schulen und Geschäfte blieben weiterhin offen) kam im November 2020. Restaurants und fast alle Freizeitaktivitäten mussten schließen. Das Tanzstudio, in das ich ging, konnte unter Sonderauflagen vorerst offen bleiben. Masken mussten jetzt von allen während des gesamten Unterrichts getragen werden. Die Querdenker-Bewegung – von vielen „Corona-Leugner“ genannt, die bereits seit Monaten gegen die Freiheitseinschränkungen zugunsten des Infektionsschutzes protestierte, gelangte zu großer Medienaufmerksamkeit.

Es gab Momente, da wollte ich nichts von Corona wissen. Mir wurde dieses Thema, das unterbewusst zwischen allen Worte steckte, zu viel. Inmitten dieser verwirrenden Zeit fand ich aber bald in den Weihnachtsvorbereitungen meinen Frieden. Mit Hocheifer überlegte ich mir Geschenke und sang Weihnachtslieder. Das lenkte ab. Mir war es egal, dass das normale Weihnachtsfest mit Weihnachtsmarkt und allem Drum und Dran ausfallen würde. Im Gegenteil: Ich freute mich, als im Dezember der Lockdown verschärft wurde.

Gespaltene Gedanken

Nachdem wir am 15.12.2020 unsere Leistungsnachweise bekommen hatten (mehr zu diesem verrückten Tag könnt ihr hier lesen), offenbarte sich am nächsten Tag die Erlösung: Fernunterricht – von zuhause aus. 3 noch etwas stressige Tage lagen vor mir, bevor in der nächsten Woche die Weihnachtsferien begannen. Das ist jetzt 10 Tage her. 10 Tage, in denen ich erneut Abstand gewinnen konnte. Vom ganzen Chaos in der Welt und vor allem von Corona. 2021 wird hundertmal besser.

UPDATE 31.12.2020: Bis heute gab/gibt es 1.741.153 Corona-Fälle mit 33.230 Toten in DEUTSCHLAND, davon 32.552 Neuinfektionen allein gestern. WELTWEIT waren/sind es 82.745.324 Fälle mit insgesamt 1.805.521 Toten. Wo soll das noch hinführen? Kaum vorstellbar, wenn man nicht direkt betroffen ist. Da auch ich Menschen kenne, die Corona hatten, kann ich nur sagen: Freut euch, wenn ihr niemanden kennt.

Machen wir 2021 gemeinsam zum besten Jahr überhaupt! Fangen wir jetzt mit Neujahrsvorsätzen an …

Anmerkung: Meine hier geschilderten Eindrücke sind genauso wie die Tagebucheinträge echt und nicht zur Unterhaltung aufgepeppt.

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