Wirklich LEBEN in der Prüfungsphase – Von Höhen und Tiefen eines ersten Semesters (2022)

Lesedauer: 15 Minuten

LEBENSSTORYS Dies sollte eigentlich ein Artikel über meine Prüfungsvorbereitungen während des ersten Uni-Semesters werden. Doch manchmal entwickeln Dinge sich anders als geplant. Heute weiß ich, dass gute Noten an der Uni nicht alles sind. Was wirklich zählt, ist zu leben.

Ich weiß, dass ich nicht die beste Ansprechpartnerin bin, wenn es um nützliche Hinweise zur Klausurvorbereitung in der Uni geht. Schließlich stehe ich selbst erst im ersten Semester meines Physikstudiums und stelle gerade mit Entsetzen fest, dass ich noch kaum gelernt habe für meine erste Prüfung, die bereits in drei Wochen ansteht. Und doch tue ich mein Bestes, euch meine Perspektive in der Klausurvorbereitungszeit darzustellen.

Ich möchte euch mitnehmen auf den Countdown zu meinen ersten Uniprüfungen. Ich weiß nicht, wie ich mich anstellen werde. Und obwohl dies ein Blog über die besten Lernstrategien ist, habe ich gerade das Gefühl, dass meine üblichen Lernmethoden hier nicht so funktionieren werden, wie ich mir das vorstelle. Aber vielleicht zieht ihr trotzdem einen Mehrwert für euer Studium aus diesen Zeilen. Und wenn nicht, habe ich euch hoffentlich zumindest unterhalten.

Beim Nachdenken macht man Fehler

Ich erinnere mich an ein Tutorium, das wir vor Kurzem (waren es zwei Wochen?) hatten. Unser Tutor, nennen wir ihn Sam, erzählte uns gerade von dem Jahrgang über ihm. Dort waren alle Erstsemestler durch die Matheprüfung gefallen – und selbst, als der Notenspiegel um ganze 50% gesenkt wurde, kamen nur 4 Personen durch. Ein krasser Fall. Wir wollten nicht so enden. Wir würden nicht so enden, da waren wir uns sicher. Und doch … Es waren nur noch 5 Wochen, bis die vorlesungsfreie Zeit begann, und kaum einer von uns hatte schon angefangen zu lernen.

„Ab nächster Woche werden wir zusätzlich zum Tutorium Klausurvorbereitung machen“, kündigte Sam gerade an. „Jetzt schon?“, fragte jemand aus dem Saal. „Ihr seid schon jetzt spät dran, wenn ihr noch nicht angefangen habt“, meinte Sam, „ich meine klar, theoretisch ist es auch machbar, drei Tage vorher anzufangen …“ Und er erzählte uns von einer Klausur, für die er einen Tag vorher noch einmal alle Videos der Vorlesungen auf doppelter Geschwindigkeit geschaut hatte. Er hatte bestanden. „Doch das würde ich euch keineswegs empfehlen.“ „Und was empfiehlst du uns stattdessen?“

„Der Trick liegt darin, einfach so viel zu üben, dass man in der Klausur selbst nicht mehr viel nachdenken muss. Denn beim Nachdenken macht man Fehler.“ Ich höre diese Worte von Sam immer wieder in meinen Ohren. Sie klingen einleuchtend. Doch wie bitte soll es möglich sein, nicht mehr nachdenken zu müssen? Sam hatte auf diese Frage nur eine unbefriedigende Antwort: „Üben. Irgendwann automatisiert sich der Denkprozess so weit, dass ihr die Aufgaben lest und wie in Trance die Lösung in einem Zug aufschreiben könnt.“

Na dann mal ran ans Lernen!

Studieren oder leben? lernen auch im Auto!
lernen – immer und überall

Ich glaube nicht daran, dass ich bis zu den Prüfungen in der Lage sein werde, alle Aufgaben der Klausuren wie automatisch aufschreiben zu können. Doch ich habe mir einen Plan gemacht. Noch knapp drei Wochen sind es bis zur ExPhy-Prüfung (Experimentalphysik). Bis Ende dieser Woche möchte ich meine Lernübersicht dazu fertig haben, nächste Woche dann die Inhalte lernen und dann habe ich noch ein paar Tage, Übungsaufgaben zu rechnen.

Für MaPhy (Mathematik für Physiker) sieht es ähnlich aus. Hier muss ich nichts auswendig lernen, dafür wird die Übersicht ewig dauern! Ich möchte sie bis zur ExPhy-Prüfung fertig haben, dass ich in der Woche darauf – in welcher ich mir auch Astro (Einführung in die Astronomie) anschauen muss – ganz viele Übungsaufgaben rechnen kann. Na, blickt ihr noch durch? Ich auch nicht …

Ich muss auch ganz ehrlich sein und sagen, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann, wie ich das zeitlich neben den normalen Vorlesungen schaffen soll. Denn immer, wenn ich motiviert bin, mich an die Prüfungsvorbereitung zu setzen, kommt zeitlich irgendetwas anderes dazwischen oder ich bin vom Tag bereits so müde, dass mich meine Konzentration vollständig verlässt. Oder – wie jetzt – mir fällt ein, dass ich noch etwas für meinen Blog schreiben wollte und lasse mich ablenken.

Wobei, solche Ausgleiche sind auch wichtig. Schließlich lebe ich nicht um zu studieren, sondern studiere, um (besser) zu leben. Oder nicht? Und wenn ich neben dem Studium zu nichts anderem komme, ist das schließlich kein gutes Leben. Andererseits, in der Prüfungsphase von einem Leben außerhalb der Uni zu reden, passt, glaube ich, auch nicht ganz mit der Realität zusammen…

Nächstes Semester wird es besser. Da bleibe ich gleich von Anfang an an MaPhy dran, damit ich im Nachhinein nicht so viel nachholen muss“, sagte ich einmal, als wir uns in unserer Lerngruppe trafen. „Das nehmen sich alle vor“, warf Lynn ein, „und niemand hält es durch“. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Das war genau das, was Sam uns letzte Woche auch gesagt hatte. Doch, naiv, wie ich momentan noch bin, glaube ich trotzdem an meinen Plan. Schließlich kenne ich kaum eine ehrgeizigere Person als mich selbst.

Erste Zweifel

Noch anderthalb Wochen bis zur ExPhy-Klausur und ich merke so langsam, dass die Vorbereitung etwas anders läuft als geplant. An der Lernübersicht sitze ich immer noch, weil ich mir extrem viel Zeit nehme, um auch wirklich jedes Detail zu verstehen. Das macht tatsächlich sogar Spaß, da ich merke, dass ich einige Sachverhalte vorher nur halbwegs verstanden habe und jetzt aber den vollen Durchblick bekomme. Da es uns erlaubt wurde, einen Spickzettel (A4, vorne und hinten) zu beschreiben, fällt auch der Druck weg, noch alle Formeln auswendig zu lernen. Die Probeklausur, die uns online zur Verfügung gestellt wurde, habe ich bereits bearbeitet und zufriedenstellend bestanden.

Also eigentlich läuft es ganz gut. Beziehungsweise würde es ganz gut laufen, wenn ich mich neben Exphy nicht noch um alle anderen Module kümmern müsste. Besonders MaPhy gestaltet sich alles andere als angenehm. Ich habe gerade einmal die ersten 25 Seiten unseres über 150-seitigen Skripts wiederholt und meine Motivation, mich noch stundenlang mit griechischen Formelzeichen und abstrakten mathematischen Gebilden zu beschäftigen, könnte auch höher sein.

Am Anfang des Semesters, da war ich motiviert. Endlich die richtige Mathematik kennenlernen! Doch schnell merkte ich, dass Hochschulmathematik im Prinzip wie Latein ist. Eine Fremdsprache mit zahlreichen Vokabeln (Definitionen) und Grammatikregeln (Prinzipien wie vollständige Induktion – und das ist noch das einfachste Beispiel).

Natürlich ist es gewissermaßen spannend, endlich die Hintergründe hinter den mir aus der Schule so wohlbekannten Matheregeln kennenzulernen – doch diese neue Sprache unter all dem Stress zu lernen, das ist keineswegs ein Kinderspiel. Es ist mehr eine Art Gehirn-Jonglage, für die man sehr viel Konzentration braucht. Konzentration, die ich im Moment kaum habe. Ich weiß ja nicht, wie ich mir das Studium vorgestellt hatte … aber so auf jeden Fall nicht!

Realität

Ich habe viele solcher Selfies gemacht, wenn ich einfach mal 5 Minuten Pause brauchte.

In den letzten Vorlesungswochen stellte ich absolut alles, was nicht mit Prüfungsvorbereitung zusammenhing, hintenan. Ich ging kaum noch zu Vorlesungen oder Tutorien, schaute mir die Übungsaufgaben nur kurz an, ohne sie zu machen, vernachlässigte soziale Kontakte. Und kam bei der Prüfungsvorbereitung einfach nicht voran. Immerhin: Eine Woche vor der ExPhy-Prüfung hatte ich mein 53-seitiges eigenes Vorlesungsskript fertig und konnte endlich mit meinem Spickzettel anfangen.

Trotzdem ging mein Lernplan absolut nicht auf. Was ich mir vorgenommen hatte zu tun, war einfach zu umfangreich. Meine Idee zum Beispiel, das MaPhy-Skript vor der Prüfung einfach komplett durchzugehen und alle wichtigen Sätze zu notieren, war an sich kein schlechter Plan, hat es mir doch enorm beim Verständnis der ersten Sätze geholfen. Als dann aber die Prüfungen näher rückten und mir auffiel, dass ich mich erst durch 57 von über 150 Seiten Skript gekämpft hatte, gab ich den Plan auf.

Stattdessen saß ich in der letzten Vorlesungswoche fast 24/7 an meinem Spicker, während meine Kommilitonen fleißig mit unserem Tutor alte ExPhy-Klausuren durchrechneten. Dafür hatte ich leider keine Zeit, da ich mir aus irgendeinem Grund in den Kopf gesetzt hatte, dass es wichtiger war, alle Konzepte und Formeln im Gedächtnis zu haben, als wirkliche Übungsaufgaben zu rechnen. Ich überstand die Woche und die ExPhy-Klausur an einem Samstag um 13 Uhr. Ich hatte ein gutes Gefühl.

Mein Bauchgefühl (das meinte, ich hätte wahrscheinlich um die 80% der Punkte) sollte mich nicht täuschen. Letzte Woche haben wir die Ergebnisse bekommen. 84,27 %. Das war gut. Mit dem geänderten Bewertungsschnitt war das eine 1,7. Richtig erleichtert konnte ich allerdings nicht sein, denn jetzt war es nur noch eine Woche bis zum Tag der MaPhy- UND Astro-Klausur. Für MaPhy stand noch unheimlich viel Vorbereitung auf dem Plan und in Astro hatte ich mir in den letzten Wochen noch nicht einmal die Vorlesungen angeschaut.

Es kam, wie es kommen musste: Ich saß die nächsten Tage jeweils 6 bis 10 Stunden an meinem Schreibtisch über der Klausurvorbereitung und kämpfte mich noch einmal durch alle dieses Semester behandelten Themen. Ich will nicht lügen, das war alles andere als einfach und nahm meine mentale Gesundheit ganz schön mit. Ganz zu schweigen davon, dass ich alle drei Stunden so müde war, dass ich am liebsten den Rest des Tages durchgeschlafen hätte.

Noch eine Woche …!

Ich weiß von anderen Kommilitonen, die von früh bis abends in der Bibliothek saßen, um dort in Ruhe zu lernen. Bewundernswert. Das hätte ich nicht gekonnt ohne durchzudrehen. Sich jeden Morgen in die Bib zu setzen und zu wissen, dass man fast den Rest des Tages hier mit Lernen verbringen würde… Ich brauchte etwas Schönes, um jedes Mal aufs Neue durch den Tag zu kommen. Deswegen hatte ich mir jeden Abend irgendetwas vorgenommen: ob es ein Tanztraining war oder ein Treffen mit Freunden.

Wie gut, dass eine sehr gute Freundin im gleichen Studentenwohnheim wie ich lebt! So entstanden witzige Instagram-Storys, die den Eindruck erweckten, dass ich gerade die Zeit meines Lebens hatte. Dass dem absolut nicht der Fall war, konnte ja keiner wissen.

Und irgendwann kam er dann. Der Tag, vor dem ich die letzten Wochen Angst hatte. Zwei Prüfungen hintereinander. Und ich muss sagen: ja, ich lebe noch! Die MaPhy-Klausur lief zwar eher suboptimal (und das meinten fast alle, mit denen ich gesprochen habe), aber Astro war ganz okay und ich bin einfach nur erleichtert, es hinter mir zu haben. Jetzt steht lediglich noch eine Prüfung an, die ich aber von zuhause aus machen kann, sodass ich sie vergleichsweise entspannt angehen werde.

Befreit

Drei Tage später im Flugzeug nach Punta Cana.

Ja, liebe Freunde, mein erstes Semester als Physikstudentin ist vorbei und ich bin fix und fertig. Es war wesentlich anstrengender als ich dachte, sodass ich beschlossen habe, die nächsten Semester zu entstressen – egal, wie lange ich dafür mein Studium verlängern muss. Das ist es mir wert.

Zu Anfang ein paar Worte zum Grenzteil von Stress: Langeweile. Ich erinnere mich sehr genau an meinen ersten Artikel zum Thema: „Warum man sich auch mal langweilen sollte„. Damals war ich noch auf dem Gymnasium (ist das wirklich schön so lange her?) und komplett geschafft von der Klausurenphase. Deswegen wollte ich das Beste aus den Ferien machen, nämlich nichts! und den Kopf einfach freikriegen.

Heute, 2 Jahre später, sitze ich mit dem gleichen Gedanken im Flugzeug nach Punta Cana. Oder anders ausgedrückt: Karibik, ich komme! Ich habe beschlossen, mich nach langer Zeit wieder langweilen zu wollen. Zugegebenermaßen: zu viel Langeweile kann auch stressig sein. Doch vielmehr tut sie gut. Das merke ich bereits jetzt auf unserem 10-stündigen Flug in die Dominikanische Republik.

Weit weg über dem Atlantik

Da das Bordpersonal beschlossen hat, dass jetzt, nach 6 Stunden Flug, plötzlich Ruhephase sein soll und angewiesen hat, alle Sonnenblenden zu schließen – ich aber hellwach bin – sitze ich seit mindestens einer Dreiviertelstunde hier im Dunkeln und weiß nichts mit mir anzufangen. Und ja, natürlich ist das öde (sonst hätte ich wohl nicht angefangen, diesen Artikel zu schreiben), doch irgendwie kann ich plötzlich richtig durchatmen. Durchatmen, ohne an offene Aufgaben oder bevorstehende Prüfungen zu denken. Nur ich, die Musik in meinen Ohren und meine Gedanken. Ein schönes Trio.

Wie freue ich mich, endlich wieder lesen zu können (dazu bin ich während des Studiums absolut nicht gekommen), dem Meeresrauschen zuzuhören (offensichtlich gibt es in Potsdam kein Meer) und meinen Tagesrhythmus mir selbst, nicht der Uni anzupassen. Wenn ich gerade über meine eigenen Gedanken nachdenke, so fällt mir auf, man könnte den Eindruck erwecken, dass Studieren das Schlimmste auf der Welt ist. Dem ist natürlich nicht so. Im Gegenteil: ich habe mich ja bewusst dazu entschieden und bereue meine Entscheidung nicht.

Die Inhalte des Studiums sind sehr interessant (abgesehen von MaPhy – der abstrakten, griechisch klingenden Variante von Mathematik …). Ich habe immer wieder gemerkt, wie sehr ich in manchen Aufgaben aufgegangen bin und selbst das Laborpraktikum hat mir entgegen meiner Erwartungen sehr viel Spaß gemacht (weil ich eigentlich ein sehr theoretisch veranlagter Mensch bin). Ich weiß zum jetzigen Zeitpunkt zwar immer noch nicht, in welches Fachgebiet es mich später verschlagen wird, doch andererseits kann ich mir auch nicht mehr vorstellen, etwas abseits von Physik oder Journalismus zu machen.

Wert des Lebens

Trotzdem, und darin geht es ja hauptsächlich in diesem Artikel, ist mein Ersti-Semester alles andere als zufriedenstellend verlaufen. Und ich spreche gerade nicht von meinen Noten. Ich spreche vom Wert des Lebens. Was nützt es mir, 14h am Tag an Unisachen zu sitzen und dabei mein restliches Leben, meine Hobbys, meine Familie und Freunde zu vergessen?

Ich habe längst mitbekommen, dass die drei Jahre Regelstudienzeit keineswegs die Regel sind. In einem höheren Jahrgang, so hatte Sam, unser Tutor, uns einmal erzählt, hatten von anfänglich über 60 Erstis nur zwei Leute ihr Bachelorstudium in den vorgegeben drei Jahren geschafft. Das ist weniger als ein dreißigstel der Studenten!

Okay, das ist vielleicht ein extremes Beispiel, doch die Aussage wird klar: Niemand reißt dir den Kopf ab, wenn du ein, zwei oder drei Semester länger machst. Niemand wird dich verurteilen, wenn du durch eine Prüfung fällst. Ein Freund von mir hat mir zum Beispiel erzählt, dass er fast jedes Semester durch eine Prüfung gefallen ist, es dann noch einmal versucht hat und heute hat er einen guten Bachelorabschluss.

Auch hier muss man natürlich wieder differenzieren zwischen „ich mache alles, worauf ich Lust habe und nebenbei ein bisschen Uni“ (das meine ich absolut nicht!) und „ich studiere gewissenhaft, gönne mir aber auch meine Freizeit und lebe mein Studentenleben“. Wie schön muss die zweite Variante sein!

Mein "Studentenleben" sah bisher eher folgendermaßen aus:

Montag: 6:30 Uhr aufstehen, nach Potsdam fahren, alle Vorlesungen mitnehmen, sich stundenlang in der Lerngruppe treffen und bereits völlig erschöpft abends mit einer Freundin einkaufen gehen.
Dienstag: die zweite Runde Vorlesungen und Übungen antun, nächste Lerngruppe, Übungen, abends zu meinem wöchentlichen Tanzkurs gehen, danach bis mindestens 23 Uhr wieder an Aufgaben sitzen.
Mittwoch: Online-Vorlesungen und den Nachmittag an Aufgaben durchziehen, vielleicht zwischendurch einen Fotospaziergang einbauen, dann Tutorium und weiterarbeiten.
Donnerstag: Laborpraktikum, die zugegebenermaßen oft sehr unterhaltsame ExPhy-Vorlesung besuchen, danach Aufgaben machen und sich auf den Abend freuen, an dem ich mich mit einer Freundin entspanne (weil ich absolut nicht mehr kann und dringend eine Pause brauche).
Freitag: den ganzen Tag Vorlesungen und Übungen, abends weiterarbeiten.
Samstag: Wohnung putzen, Online-Tutorium, nach Hause fahren, dort weiter an Aufgaben arbeiten.
Sonntag: der einzige, nicht ganz so Uni-geprägte Tag: Uni nur vormittags und am frühen Nachmittag, danach entspannen, vielleicht einen Insta-Beitrag posten und mich ärgern, dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, an meinem Blog weiterzuarbeiten.

Soviel zu meiner Woche.

Veränderung

Die Einführungswochen ganz am Anfang entsprachen da schon eher meinen Vorstellungen. Ich vermisse es, mich noch schnell vor einer Vorlesung schminken zu können, den Nachmittag quasi frei zu haben, um mich abends auf einen vom Fachschaftsrat organisierten Spieleabend zu freuen und hoffentlich ganz viele neue Leute kennenzulernen.

Es waren diese Wochen, die mich gezwungen haben, aus meiner Komfortzone rauszukommen. Ich habe einige rückblickend sehr unterhaltsame Geschichten erlebt, mich vielleicht ein paarmal blamiert und vor allem: tolle neue Freunde gefunden. Und genau so sollten alle Wochen meines Studentenlebens sein!

Doch im Verlauf des Semesters habe ich sie immer seltener gesehen und wenn – dann nur für Uni-Zeugs. Keine privaten Spaziergänge am Abend mehr, keine Kneipentour in einer größeren Gruppe, keine unbeschwerten Gespräche. Nur: „Hast du die letzte MaPhy-Aufgabe schon gemacht?“ „Und, hast du auch gerade so Stress?“ oder „Kommst du dann morgen zum Tutorium?“ All das hat dazu geführt, dass ich irgendwann an einen Punkt gelangt bin, an den ich nicht mehr zurück will.

Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man sich langweilt. 1,5 Stunden später; ich sitze immer noch im Flugzeug mitten über dem Atlantik und fühle das erste Mal seit mehreren Wochen wieder eine innere Ruhe. Keinen Stress, keine Angst vor der Zukunft, nur innere Ruhe. Und das soll so bleiben.

Ich habe mir fest vorgenommen, diesen Urlaub trotz aller Widrigkeiten mit vollem Herzen zu genießen und danach den Reset-Knopf zu drücken. Ich werde mich an einen Studienfachberater wenden und den Aufgabenumfang für die nächsten Semester senken. Ich werde weiterhin gewissenhaft studieren, mir aber zwischendurch auch genug Freizeit gönnen und das Beste aus meinem Studentenleben machen.

Lebensfreude

Es ist komisch, dass jetzt, wo ich meine Prüfungsergebnisse weiß, sie mir nicht mehr im Geringsten wichtig sind. Natürlich habe ich mich gefreut, als ich nach einer Woche im Urlaub erfuhr, dass ich nicht wie befürchtet durch die MaPhy-Prüfung gefallen bin, sondern sogar ein ganz gutes Ergebnis erzielt habe. Und noch mehr, als ich am nächsten Tag auch das Ergebnis von Astro einsehen konnte. Bestanden.

Jetzt konnte ich wirklich mit dem ersten Semester abschließen. Rückblickend glaube ich sogar, dass dies der Moment war, indem ich vollkommen im Urlaub ankam. Ab dem ich mich voll und ganz auf die wunderbare dominikanische Welt einlassen konnte. Irgendetwas war von mir abgefallen. Ich lebte wieder.  

Mittlerweile ist der Urlaub vorbei. Ich bin gewissermaßen traurig, wieder im trüben Deutschland angelangt zu sein. Doch ich habe auch viel aus den letzten 14 Tagen mitgekommen. Ich möchte einen Teil der unglaublichen Fröhlichkeit der Dominikaner mit in meine Welt bringen. Mit in die Uni. Ich fühle mich jetzt stark genug und glaube fest, dass ich das schaffen kann.

Wer wissen will, ob ich das schaffe, kann hier nachlesen, wie es mir im zweiten Semester ergangen ist.

Eine Antwort auf „Wirklich LEBEN in der Prüfungsphase – Von Höhen und Tiefen eines ersten Semesters (2022)“

  1. „Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.
    Ich erwachte und sah, das Leben ist Pflicht.
    Ich tat meine Pflicht und siehe, das Leben ward Freude.“

    Rabindranath Tagore, bengalischer Dichter, Philosoph, Maler u. Komponist, 1861 – 1941

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